Scheitern ist das Gefühl dieser sich als unaufhaltsam wähnenden Gegenwart. Dagegen steht die Sprachsuche allein. Das Sehnen nach einer Anderen, die versteht. Denn das Sprechen vergemeinschaftet. Doch gibt es keine Residenzpflicht in der Sprache und niemals gewährt sie Aufenthalt. Deshalb ist die erste Geste des Gegenwartstexts die Aphasie; die Sprachlosigkeit als die eigenste Störung scheiternder Gegenwart.
Diese Sprachlosigkeit ist kein Projekt, sondern eine planetare Anordnung lichtloser Lücken. Sie ist das Dunkelsternbild, das die jetzige Gegenwart implodiert. Sie ist die Sprache, die dem Schweigen folgt. Ein Schweigen, das niemals weit genug gegangen sein wird. Also gehen wir.
Geschichte ist immer nur aus der Sicht der Sesshaften geschrieben worden. Der erste Schritt in eine andere Welt ist, die Welt so zu schreiben, als ob sie schon die unsere ist. Der Gegenwartstext stellt seinen Eigensinn gegen das Unbild totaler Industrie, die alles von vornherein schluckt, und ist dadurch präfigurativ. Entwirft ohne auszuarbeiten. Geht in seine »allereigenste Enge« und redet dann von dort.
Steht dieses Programm gegen die spätironischen und pseudo-plebiszitären Ausfertigungen einer Gegenwart des Einfachen und Seichten und gleichsam gegen jene, die sich unter den Augen selbstkonfektionierter Publika damit verbünden. Steht gegen die klassischen Genres und die konventionellen Räume von Texten so, wie es für das Anti-Genre und den außer-analogen Raum einsteht.
PRÄ|POSITION arbeitet in der Auffassung, dass geschriebener Text Lebensläufe unterspült. Doch Schrift allein ist kein »Text« in einem kapitalen Sinn. TEXT ist erst, wo die Schrift mit allen anderen schreibbaren Begehren unterschiedslos als derselbe Körper zusammenstehen kann.
Die Protagonist:innen, die unsere Räume schaffen, arbeiten dieser Auffassung nach an einem solchen TEXT. TEXT vorstellbar als der »Graph der Spuren einer Praxis« — als die Gabe ohne Gegengabe — vorstellbar auch als Kritik und Widerstand — vorstellbar als perforierendes, diese Zeit löcherndes Schreiben und auch als projizierendes Schreiben. Als Schreiben einer anderen Ordnung. Eine Ordnung anderer Präpositionen.
PRÄ|POSITION ist ein Kollektiv, das sich 2016 im Andenken an Roger Willemsen gegründet und seine Gestalt noch nicht angenommen hat.
Das Bedürfnis nach einer Sprache, die niemand lesen kann, nimmt zu.
Wer ist niemand. Eine Sprache ohne Wörter.
Oder das Verschwinden der Welt in den Wörtern.
Stattdessen der lebenslange Sehzwang, das Bombardement der Bilder, die Augenlider weggesprengt.
Die Schutthalde der Literatur im Rücken.
Alle Präpositionen sind am ehesten unsichtbar.
Sie erhalten die Sprache auf dieselbe Weise, wie der Raum die Planeten trägt.