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RHIZOM LETTER
020

 

Sweating over the right word

LIEBE FREUND:INNEN
VON PRÄPOSITION

 

In letzter Zeit muss ich öfter an einen Satz denken, den ich vor einigen Jahren gelesen habe: »Who would have thought that the storm blows harder the farther it leaves Paradise behind?« Er steht am Anfang der zweiten Auflage von Benedict Andersons Imagined Communities, die 1991 bei Verso erschien. Eine jüngere Bemerkung seinerseits gibt es nicht. Und es scheint mir auch keine nötig. Eher scheint es mir an uns, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.

TEXT MATTERS
MATTERS OF TEXT 2024

FESTIVAL ZUR MATERIALITÄT DER SPRACHE

 

In diesem Jahr möchten wir erstmals Texten Raum geben, die ohne ihre Performance nicht sein könnten, was sie für uns sind. Die Performer:innen, die wir einladen möchten, begreifen Text als ein Medium der Kritik, die ohne eine auch nur imaginierte Bühne nicht auskommt. 

Sprache realisiert sich für sie erst dort, wo sie über die bloße Darstellung hinausgeht, politisch wird und uns alle betrifft. Angesichts multipolarer Krisen und universeller Notstände bedeutet ihr Text eine Intervention, die unser Leben nicht nur auf seine unsichtbaren Brüche, seine Leerstellen, seine Sprachlosigkeit, seine Erschöpfung hin befragt, sondern letztlich eine Utopie preisgibt, an der wir uns beteiligen können.


Denn wie Teju Cole schreibt: »What we can go to literature for is both larger and smaller than any cliché about how it makes us more empathetic. Literature does not stop the persecution of humans or the prosecution of humanitarians. It does not stop bombs. So what is it good for – all this effort, this labor, this sweating over the right word? I offer this: literature can save a life. Just one life at a time. (...) Something deeply personal happens there, something both tonic and sustaining.« 

Unser diesjähriges Programm steht unter dem Eindruck, dass Literatur nicht nur gelesen oder gehört, sondern dass sie am eigenen Körper unmittelbar erfahren werden muss. Dass eine Performance der Sprache letztlich an ihrem Publikum hängt. Und dass es deshalb notwendig ist, dass wir es sind, die zur Sprache finden, leise murmelnd, diesen ersten und letzten Satz nachsprechend, immer lauter, weil es eben anders sein könnte, weil es anders werden muss, weil es besser werden soll: LITERATURE CAN SAVE A LIFE.

AUFZEICHNUNGEN
 

Bis dahin freuen wir uns, dass wir die Aufzeichnungen der Bühnengespräche mit Ella Ponizovsky Bergelson, Ann Cotten, Sophia Eisenhut, Joshua Groß, Corinna Krebber, Charlotte Rohde, Marlene Streeruwitz, Senthuran Varatharajah und Uljana Wolf aus dem letzten Jahr nunmehr online seh- und hörbar machen konnten

ZUM FESTIVAL

PLAKAT-EDITION 2023
 

Auch sind noch einige wenige der auf 100 Exemplare limitierten Plakat-Edition aus dem vergangenen Jahr nunmehr in unserem Shop erhältlich.

»Die Hintergründe von Ruth Roxane Eckrich assoziieren und dissoziieren Farbspektren, die sich auf die wesentlichen Arbeiten der Gäst:innen des Festivals zurückführen lassen und unterhalb eines Rauschens der Sprache (Roland Barthes) Text synästhetisch materialisieren. Im Subtitle werden durch unseren Grafikdesigner Daniel Zenker Schriften in unmittelbare Nachbarschaft gebracht, die eigensinnige und einander kontrastierende Epochen der Schriftgestaltung zitieren und vermischen und damit den mäandernden Hintergrund komplettieren.«


ZUM SHOP
VORZEICHEN #15
KARIN GRAF

DIE WELTHALTIGE

 
»Die Literaturagentur Graf & Graf befindet sich auf einem jener weiten Straßenzüge in Berlin-Charlottenburg. Auf der Mommsenstraße haben sich straßenaufwärts Kanzleien, Notare und Beraterinnen niedergelassen sowie eine Hand voll Schönheits­salons und Restaurants unterschiedlicher Nationalitäten, die teure Mittagstische anbieten. Es ist ein sonderbar ruhiger Vormittag im eisigen Januar und es scheint, als würden die Menschen hier ein wenig langsamer durch die Straßen flanieren können als in der sonst so ruhelosen Stadt.
In der Agentur herrscht professionelle Freundlichkeit, die Mäntel werden uns mit geübten Hand­griffen abgenommen und verstaut – ob wir denn Tee oder Kaffee bevorzugen? Es ist eine reibungslos laufende Maschine, Gästinnen gehen hier ein und aus. Und doch ist dies ein Ort zum Bleiben. Wir spüren die Wärme der Räumlichkeiten, die nicht nur von den wohligen Temperaturen ausgeht. Das orangene Licht reflektiert auf dem gemusterten Parkett, die vollständig gefüllten Bücher­regale sind bis an die Decken hochgezogen, an jedem der Bücherrücken weist ein farbiger Punkt den Platz im Archiv, und an den wenigen Stellen, wo die Wände freigegeben sind, hängen sorgfältig kuratierte Objekte, ein Spiegel, ein Gemälde, Insignien der eigenen Arbeit.

Graf & Graf wurde im Jahr 1995 als Literatur- und Medienagentur von Karin Graf gegründet. Inzwischen stehen ungefähr 250 Autor:innen unter Vertrag, die die Breite der schriftstellerischen Medialität reflektieren: Belletristik, natürlich, Sachbuch, Filmrechte. In dem kleinen Besprechungs­raum im hinteren Teil der Agentur, an dessen rundem Glastisch wir uns ausbreiten und das Mikrofon an einer Ausgabe der Neuen Rundschau anlehnen, die wir wahllos aus ihrer lückenlosen Editions­geschichte hinter uns herausgegriffen haben, bekommen wir ein Gefühl für die Situation, in die sich jene hineinbegeben, die hier lebensentscheidende Verträge aushandeln: Buch- und Büchner­preis­träger:innen, die einschlägigsten Namen des literarischen Erfolgs und jene, denen er noch bevorsteht. Als wir die Tür zu diesem nur wenige Quadratmeter großen Raum schließen und das Gespräch aufnehmen, ist die Außenwelt schlagartig abgetrennt. Karin Graf ist ununterbrochen präsent, konzentriert, besonnen. (...)«


ZUM GESPRÄCH
SCHREIBRAUM AN DER HFG OFFENBACH
 
Dieser neu eingerichtete und studentisch organisierte Schreibraum beabsichtigt von heute an und auf unbestimmte Zeit Gespräche zur Arbeit am Text. Neben der laufenden Diskussion eigener Texte begreifen wir diesen Raum auch als breiteres Forum zur Rolle von Sprache in unserer sonstigen künstlerischen oder gestalterischen Arbeit und möchten Menschen in die Hochschule einladen, die von ihrer Arbeit am Text berichten können.

Donnerstag
16–18 Uhr
Raum 301

Moderation und Betreuung der Texte durch PRÄPOSITION. Anmeldung unter info@schreibraum-hfg.de oder vor Ort. Bei Interesse kommt immer gern vorbei.
Philippe Thomas, art history in search of characters…, 2024, exhibition view, Portikus, Frankfurt am Main. Courtesy: MAMCO, Geneca; Foto: Wolfgang Günzel
WHAT DOES IT MEAN TO GIVE UP A NAME?
 
Anlässlich der Ausstellung Philippe Thomas: art history in search for characters … im PORTIKUS (Frankfurt) fanden am 3. Mai eine Reihe von Gesprächen statt, die nicht nur das Werk von Philippe Thomas berühren, sondern es auch zum Anlass nehmen sollten, gemeinsam über das Verhältnis von Fiktion in der Gegenwartsliteratur und -kunst zu reflektieren. So sprach ich mit den Kuratorinnen des PORTIKUS Carina Bukuts und Liberty Adrien zur Frage: »What does it mean to give up a name?«.

DER GLEICHNAMIGE TEXT HIER.
Es sind gerade Gespräche, durch die ich lerne, wie wenig sich Fragen wie diese mit den klassischen, disziplinären Beschreibungen von Kunst und Literatur einhegen lassen und, umgekehrt, wie viel leichter sie fallen, sobald diese nur noch eine untergeordnete Rolle spielen.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen, dass wir auch im nahenden Sommer die Lust am eigenen Text nicht verlieren. Denn dieses sweating over the right word, das gilt doch vor allem uns selbst.
Herzlich
aus dem zu unrecht unterschätzten Offenbach

Holm-Uwe Burgemann
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PRÄPOSITION ist das Label für eine neue Inszenierung von Literatur und Sprache. Das inter­disziplinäre Team arbeitet in unter­schiedlichen nicht-kommerziell orientierten, multi­medialen Kooperationen. Man wird daraus einmal alle Konsequenzen ziehen.


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